Das Ende zuerst

  • In meinem Umfeld gibt es viele Leute, die das Ende eines Buches vor der ersten Seite lesen. Das wiederum handhabt jeder etwas anders: Der eine liest die letzte Seite, der andere das ganze letzte Kapitel und manche lesen auch nur den letzten Satz, bevor sie anfangen.
    Das habe ich so nach und nach erfahren, und jedes Mal konnte ich es nicht begreifen. Meine Schwester war die Erste, bei der ich dieses Vorgehen beobachtet habe, und als ich das einigen Bekannten und Freunden dann erzählte, stellte sich oft heraus, dass auch sie das Ende immer zuerst lesen. Das führte dann zu einigen Diskussionen, und nur zwei Personen konnten mir da richtige Gründe für nennen:


    Eine Freundin z.B. will nur Bücher mit Happy Endings lesen. Sie hasst schlechte Enden, deswegen schaut sie erst immer nach, ob am Ende alles gut wird. Buchreihen (bei denen man das Ende natürlich nicht gleich nachschlagen kann, es sei denn, man besitzt bereits das letzte Exemplar) liest sie nur, wenn es sich um lustige Bücher handelt.


    Meine Schwester meint, dass es sie nicht reizt zu erfahren wie ein Buch ausgeht. Viel mehr interessiert sie, was alles passieren muss, damit sich "dieser" Anfang zu "diesem" Ende entwickelt.


    Der Rest meint immer nur zu mir "Joah, mag ich eben lieber. Warum kann ich dir gar nicht sagen."


    Also ganz ehrlich: Ich werde wohl nie verstehen können, wie man das Ende eines Buches zuerst lesen kann, ganz egal, wie viel man vom Ende liest. Der Abschluss (und vor allem der letzte Satz!) muss mich nochmal richtig mitreißen, und der Effekt lässt nach, wenn ich genau weiß was passiert (weswegen ich Bücher auch selten zweimal lese). Ich möchte rätseln wie es ausgeht, ich möchte mir Theorien zusammenbasteln, und bei einem Krimi möchte ich NICHT schon vorher wissen, wer der Mörder ist. Natürlich kann es auch sein, dass man beim Lesen der letzten Seiten gar nichts mit den Informationen anfangen kann und somit auch nicht wirklich weiß, wer jetzt was warum gemacht hat. Ich denke, das wird sogar sehr oft der Fall sein. Aber schon allein die Tatsache, dass sich meist herauslesen lässt, ob es sich um ein Happy End oder ein trauriges Ende handelt, reicht mir. Und wenn man dann eine bestimmte Stelle im Buch erreicht hat, wird man meistens auch wissen, was genau da am Ende gemeint war. Liest man nur den letzten Satz, weiß man natürlich eher wenig, oder auch gar nichts. Je nachdem, wie viel der Satz verrät.
    Andererseits könnte man auch alles wissen.


    "Nachdem wir endlich wussten, dass Fritz Peter seine Nachbarn wegen Geldproblemen ermordet hat, konnten wir uns zurücklehnen und den Fall ruhen lassen."


    Obwohl so ein Schlusssatz schon ziemlich dämlich wäre. xD" Aber das nur als Beispiel, dass doch ein gewisses Risiko besteht, mehr durch den letzten Satz zu erfahren als man eigentlich wollte.
    Aber ganz abgesehen davon, ob er mir jetzt viel verrät oder nicht: Ich möchte ihn in keinem Fall vorher kennen, denn er soll mich aus dem Abenteuer führen, mich eventuell auch überraschen oder rühren. Oder zum Schmunzeln bringen. Oft sitze ich vor einem Buch, starre den letzten Satz an und denke: "Meine Güte, das war's jetzt? Ich kann's gar nicht glauben.." Dann atme ich einmal tief durch und lasse das Ende auf mich wirken (sofern es ein gutes Buch ist, versteht sich). Ich möchte nicht vorbereitet sein.


    Wie seht ihr das? Würdet ihr das Ende ebenfalls niemals zuerst lesen, oder gibt es hier auch welche, die genau das tun? Und wenn ja, aus welchen Gründen? Ich bin gespannt auf eure Meinungen. :)

    "The thing under my bed waiting to grab my ankle isn't real, I know that.
    And I also know that if I'm careful to keep my feet under the covers, it will never be able to grab my ankle."

    - Stephen King

  • Interessant. Dass manche Leute auf den letzten Seiten eines Buches spicken, kann ich mir wirklich gut vorstellen. Aber das tatsächlich die letzten Seiten zuerst gelesen werden, finde ich ziemlich, na ja, amüsant. =)
    Nicht falsch verstehen, natürlich kann jeder so lesen, wie er das möchte. Ich persönlich bevorzuge jedoch die traditionelle Variante, also von Anfang bis Ende. Das liegt ganz einfach daran, dass ich die Arbeit, die der Autor oder die Autorin geleistet hat, "respektvoll" behandeln möchte. Ich will die gesamte Atmosphäre - inklusive Spannungsmomente - ungefiltert und unverändert erleben. Eben möglichst so, wie es der Autor vorgesehen hat.
    Oftmals ist es ja auch so, dass am Ende eines Buches die Geschichte verabschiedet oder vielleicht zur Ruhe gelegt wird. Man findet einige abschließende Sätze, aber das echte Geschehen ist häufig schon vorbei. Dass man das Ende eines Buches zuerst liest, finde ich daher etwas schwer nachvollziehbar. Aber vielleicht ist das ja wie mit einem Adventskalender. Man will einfach wissen, was am Ende kommt. =)

  • Hmm. Mir kommt es doch sehr komisch vor, das Ende zuerst lesen zu wollen. Kann ich nich ganz nachvollziehen. Wenn ich ein Buch vor allem neu lese, will ich mich so darauf einlassen, wie es der Autor vorgesehen hat. Wenn ich das Buch schon kenne und es mir sehr gefällt (*hust*HP*hust*), dann will ich mich trotzdem genauso drauf einlassen, wie es vorgesehen wurde. Mir würde es komisch vorkommen, wenn ich plötzlich an Ende anfangen würde, auch wenn ich das Buch schon kenne, weil ich mich dann nich mehr so in die Geschichte einfinden kann, wie wenn ich es richtig lesen würde.


    Ich hab es auch zum ersten mal in diesem Thread gelesen, dass es Leute gibt, die das machen. Hätte ich vorher nich so gedacht. Man lernt nie aus.


    Die Resonanz in dem kleinen Thread geht bisher zu normal lesen. Das klingt doch schonmal nich schlecht. Mich würde aber auch interessieren was so mancher dazu sagt, der das Ende vorzieht ^^

    Ingus. Der am meisten vergewaltigte Nick ever


    (Ignus, Ignus Eisbär, Ignaz, Winnie Pooh, Ingo und Rollkeks) xD


    Rap Music is Life Music

  • Bei manchen Büchern mache ich das auch, die letzte Seite lesen. Ein ganzes kapitel kommt bei mir aber gar nicht in Frage.
    Und bei der Wahl der Bücher, die so behandelt werden hab ich auch keinen Algorithmus, ich mache das eher, wenn ich daran denke... Aber dennoch lese ich die letzte Seite nie ZUERST. Meistens habe ich schon ein paar Kapitel gelesen und wenn der Anfang langatmig ist, würde ich schon gerne wissen OB in diesem Buch noch was passiert (sowas ist meistens bei geschenkten Büchern der Fall, denn die die ich mir selbst kaufe, sind auf jeden Fall schon angelesen worden). Wenn mich die Story einfach mitreißt habe ich keine Zeit mehr die letzte Seite vor irgendwelchen anderen zu lesen. Dann will ich die Geschichte haben und das Ende auch erst zum Schluss...


    Manchmal hat man allerdings auch insofern Pech, dass die letzte Seite nur noch aus ein paar Wörtern besteht. Das ist dann natürlich nicht sehr aufschlussreich, aber ich versuche dann auch mich zu beherrschen nicht noch ein paar Seiten vorzublättern.


    Auf jeden Fall kann ich Leute verstehen, die gerne mal die letzte Seite lesen^^

  • Ich lese mir meistens Anhänge und Danksagungen vorher durch, aber ich denke nicht, dass das jetzt da reinfällt.


    Nein, generell halte ich nichts davon das Ende zu lesen. Das ist unsinnig, und man schaut sich bei Filmen ja auch nicht erst die letzte Sequenz an. Ich lese meistens sogar nicht mal den Text auf den hinteren Bucheinband, weil mir da meist schon zu viel verraten wird.

  • Wenn ich das Ende eines Buches zuerst lesen würde - egal ob es einbändig oder mehrbändig ist - woher weiß ich denn, dass mir nicht etwas am Anfang oder in der Mitte gefällt?
    So als Frage für die Leute, die das Ende zuerst lesen. ó_O



    Mir käme es nie in den Sinn, das Ende eines Buches zuerst zu lesen.
    Schließlich kann der Rest super sein und das Ende dafür scheiße. Da würde ich ja was verpassen, ginge ich danach ein Buch anhand des Endes zu beurteilen und es dann nicht gekauft zu haben, da der Rest mir super gefallen könnte.

  • Ich würde das Ende nur vorzeitig lesen, wenn ich das Buch nicht leiden könnte und es trotzdem lesen müsste. Mittlerweile bin ich aus der Phase meines Lebens anscheinend draußen (bis jetzt) und lese daher nur Bücher die ich freiwillig lesen will. Das Ende zu lesen wäre für mich, wie sich zu einem lang ersehnten Spiel spoilern zu lassen und z.B. Let's Plays zu schauen. Kann ich nur verstehen wenn derjenige herzkrank ist und sich nicht zu viel Spannung oder Aufregung aussetzen darf um nicht tot umzufallen.

  • Also ich gehör ja mehr zu den Leuten die sich eigentlich nie das Ende ansehen, einfach weil da ja der ganze Reiz verloren geht. Deswegen wäre meine Antwort also "Nein". Ich mag gerade das so gerne am Geschichten lesen. Man vertieft sich immer mehr in das Geschichtengebilde und fühlt immer mehr mit den Charakteren. So was nenn ich auch "freiwilliges Spoilern" was ich persönlich sehr doof finde. Das gilt auch für Serien und Filme. Solche Leute gehen mir einfach auf den Keks wenn sie alles immer gleich ausplaudern müssen. Ich will das alles selber frisch erleben können und nicht das Gefühl haben, dass ich schon alles weiß. :zwinkern:

  • Ich persönlich lese so gut wie nie das Ende, bevor ich dort angelangt bin; erst recht nicht zu aller erst. Manchmal hingegen lese ich aus purer Neugierde heraus mal die letzten paar Sätze der letzten Seite oder so. Auch mache ich das, wenn ich storytechnisch an eine ziemlich ätzende Stelle komme, wie z.B. dass der Held im Sterben liegt und dann aus spannungstechnischen Gründen zu einem anderen Schauplatz gewechselt wird. Dann möchte ich wissen, ob es noch wenigstens gut ausgeht. Wie genau will ich gar nicht wissen, nur gut oder schlecht. Und diesen Umstand kann man aus den letzten paar Sätzen heraus meistens schon gut genug erkennen, ohne sich selbst zu groß zu spoilern.
    Ansonsten tendiere ich dazu, das Ende von Abschnitten oder Lektüren vorzeitig zu lesen, wenn sie mir nicht gefallen. Das war oft bei irgendwelchen Pflichtlektüren in der Schule der Fall und da war mir auch ziemlich egal, ob ich mich spoilere oder nicht, weil mich die ganze Geschichte gar nicht interessiert. Grund dafür ist i.d.R. eine Mischung aus Neugier, ob wenigstens das Ende einigermaßen zufriedenstellend ist und Langeweile beim Lesen des aktuellen Abschnittes.

    »Ein Gelehrter in einem Laboratorium ist nicht nur ein Techniker,
    er steht auch vor den Naturvorgängen wie ein Kind vor einer Märchenwelt.«


    ~ Marie Curie

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